Das Wichtigste in Kürze
- Deflation bezeichnet ein Sinken des allgemeinen Preisniveaus.
- Durch die Deflation gewinnt das Geld an Wert, das bedeutet für Kreditnehmer einen Nachteil, weil auch der offene Finanzierungsbetrag an Wert gewinnt.
- Seit den 1950er Jahren haben wir in Österreich relativ stabile Inflation. Die letzte große Deflation hat nach dem ersten Weltkrieg in den 1930er Jahren stattgefunden.
- Deflation ist das Gegenteil von Inflation, auch wenn oftmals ähnliche Probleme entstehen.
- Um einer Deflation entgegenzuwirken, strebt die EZB eine (niedrige) Inflation an, die 2 % nicht übersteigen soll.
Auswirkungen einer Deflation auf einen Kredit
Wie sich die Deflation für einen Kreditnehmer auswirkt, hängt stark davon ab, in welcher Phase der Kredit abgeschlossen wird/wurde.
Prinzipiell kann man sagen, dass eine Deflation Nachteile für einen Kreditnehmer mit sich bringt. Zumindest dann, wenn der Kredit vor der Deflation oder vor deren Höhepunkt abgeschlossen wurde. Dadurch, dass der Wert des Geldes steigt, steigt auch der Wert des noch offenen Restbetrags. Bei sinkenden Löhnen wird es zusätzlich schwieriger, den Geldbedarf zu decken.
Spezialfall: Immobilienkredite in einer Deflation
Das eine Problem ist, dass durch die Deflation der Kreditwert relativ gesehen plötzlich steigt.
Der offene Kreditbetrag bleibt zwar gleich, da das allgemeine Lohnniveau aber sinkt, wird es schwieriger die Kreditrate zu begleichen. Anders ausgedrückt macht die Kreditrate einen größeren Teil des monatlichen Einkommens aus, als zuvor.
Es gibt noch ein weiteres Problem – speziell für Häuslbauer und Immobilienkreditnehmer. Sämtliche Preise sinken, so auch die für die Liegenschaft. Das Eigenheim (das ja auch als Sicherheit dient) wird weniger wert.
Kredit aufnehmen in Deflationszeiten
Natürlich kann man spekulieren, dass eine Deflation wieder vorübergeht. Wenn auf die Deflation eine Inflation folgt, was durchaus der Fall sein kann, profitiert der Kreditnehmer, der seine Finanzierung um den Höhepunkt der Deflation aufgenommen hat, natürlich sehr stark.
Eine solche Spekulation kann aber schnell nach hinten losgehen, da niemand die weitere Entwicklung voraussagen kann. Für einen bereits bestehenden Kredit bedeutet Deflation in jedem Fall ein großes Verlustrisiko. Eine einzige positive Ausnahme besteht und zwar, wenn die Zentralbanken eingreifen:
Zentralbanken bekämpfen die Deflation
Um der Deflation Einhalt zu gebieten, kann die Zentralbank den Leitzins senken.
Diese Regulation bedingt zwei Dinge:
- Zinserträge auf Gespartes werden niedriger
- Kredite werden günstiger
Damit soll die Wirtschaft angekurbelt werden, denn sparen macht dadurch keinen Sinn und Ausgaben werden dem Konsumenten erleichtert.
Dies bedeutet natürlich auch, dass bereits bestehende Kredite günstiger werden, vorausgesetzt es handelt sich um einen variabel verzinste Kredite. Ein Fixzinskredit ist nicht vom 3-Monats-Euribor abhängig und bleibt unberührt von diesen Bemühungen – zumindest während der Fixzinsphase.
Ist Deflation das Gegenteil von Inflation?
Den Begriff „Inflation“ hört man immer wieder, da sich die europäische Wirtschaft schon lange in einer leichten Inflation befindet. Dies ist durchaus so gewünscht und – soweit möglich – auch dementsprechend gesteuert.
Die jährliche Inflation wird mit dem Verbraucherpreisindex angegeben und von der Statistik Austria veröffentlicht. Die Deflation würde man übrigens ebenfalls dort ablesen können.
Deflation und Inflation schließen einander aus, zumindest wenn man die Volkswirtschaft als Einheit betrachtet. Natürlich können unterschiedliche Branchen sich auch mal entgegengesetzt entwickeln, aber da der Verbraucherpreisindex einen Durchschnitt aus den Produkten und Dienstleistungen im Warenkorb zieht, können die beiden nicht nebeneinander bestehen.
Prinzipiell ist es richtig, dass die Deflation das Gegenteil der Inflation ist. Während bei der Deflation das Geld durch eine Preissenkung mehr wert wird, verliert es bei der Inflation durch die Preissteigerung an Wert.
Das ist aber nur die eher kurzfristige Entwicklung innerhalb der beiden Spiralen. Auf längere Sicht sind die Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft oftmals durchaus ähnlich.
Hier eine Gegenüberstellung:
Deflation | Inflation | |
---|---|---|
Erklärung | Höhere Produktion als Nachfrage, dadurch sinken die Preise. Geld wird mehr wert. Weniger Geld ist im Umlauf. |
Hohe Nachfrage, dadurch steigen die Preise. Geld wird weniger wert. Mehr Geld ist im Umlauf. |
Geldwert | Steigt | Sinkt |
Produktion | Produktion sinkt, nachdem das Überangebot keinen Absatz findet | Sinkt, da die Konsumenten die hohen Preise nicht mehr zahlen können. |
Nachfrage und Konsum | Erhöht sich zunächst, sinkt dann. | Anfangs hoch, sinkt dann. |
Zinsen | Sinken | Steigen |
Arbeitslosigkeit | Steigt | Steigt |
Warum fürchten wir die Deflation mehr als die Inflation
Nicht nur Konsumenten haben Schulden. Auch jeder Staat hat laufende Kredite und dies in einem viel höheren Ausmaß als Privatpersonen.
Die wirtschaftlichen Spielregeln, die für jeden einzelnen gelten, sind auch für Staaten und Regierungen anwendbar. Durch eine Deflation wächst also auch immer die Staatsverschuldung.
Um dem entgegenzuwirken, strebt die EU eine leichte Inflation von maximal 2% an. Diese Inflation bedingt, dass die Preise von Konsumgütern und Dienstleistungen Jahr für Jahr ansteigen. Dem Kreditnehmer kommt es zugute, wenn das Geld kontinuierlich an Wert verliert.
Wir haben dem Zusammenhang „Inflation und Kredit“ einen eigenen Artikel gewidmet. Sowohl eine Deflation als auch eine zu hohe Inflation sind gefährlich.
Ein Staat fürchtet jedoch die Deflation weit mehr, nicht nur wegen seiner eigenen steigenden Kreditschuld. Auch die Steuereinnahmen sind überlebenswichtig und bleiben bei einer Deflation durch den Rückgang des Konsums aus.
Es gibt einige Instrumente, die ein Staat zur Verfügung hat, um einer Deflation Einhalt zu gebieten:
Steuerpolitik gegen die Deflation
Steuererleichterungen machen sowohl Unternehmen auch als Privatpersonen das Investieren wieder schmackhaft. Steuerliche Vorteile helfen also, den Kreislauf zu durchbrechen und den Konsum anzukurbeln.
Zinssenkungen zur Belebung der Konjunktur
Die Zinssenkungen haben wir weiter oben schon erwähnt. Wenn der Leitzins sinkt, wirkt sich das ebenfalls positiv auf Unternehmen und Private aus, die Kreditsumme fließt auch direkt wieder in die Wirtschaft zurück. Für Konsumenten ist dies besonders erfreulich im Zusammenhang mit Immobilienerwerb oder für Baufinanzierungen. Aber auch Kreditnehmer mit bestehender Finanzierung profitieren davon, vorausgesetzt, es handelt sich um einen variabel verzinsten Kredit, der sich mit dem Leitzins mitverändert.
Förderung großer Bauprojekte
Die Politik hat außerdem die Möglichkeit, selbst zu investieren, um so die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Bauprojekte sind hierbei immer beliebte Maßnahmen. Das schafft Arbeitsplätze, regt den Absatz an und erhöht dadurch die Steuereinnahmen.
Währungskontrolle
Um die Geldmenge im Land wieder zu erhöhen, kann die Regierung den Umtausch von Devisen in die eigene Währung anordnen.
Deflation und ihre Auswirkungen auf Konsumenten
Eine Deflation bedingt, dass weniger Geld im Umlauf ist. Preissenkungen führen dazu, dass der Wert des Geldes steigt. Gleichzeitig sind aber auch Arbeitsplätze und Gehälter durch die Preisreduktionen bedroht. Die Deflation trifft den Kreditnehmer hart, weil der Wert des Finanzierungsbetrages steigt. Einen positiven Effekt kann nur das Eingreifen der Zentralbank haben, wenn diese den Leitzins senkt.
Dadurch werden jene Zinssätze niedriger, die sich nach dem 3-Monats-Euribor richten. Davon sind alle variablen Zinsen betroffen. Der Staat wird versuchen, gegen eine Deflation anzugehen, da dadurch seine Staatschulden steigen und der Rückgang des Konsums zu Steuereinbußen führt.
Aktuelle Situation
In den letzten Jahren hat sich das wirtschaftliche Klima weltweit verändert, mit signifikanten Inflationsraten in vielen Ländern, einschließlich Österreich. Diese jüngste Welle der Inflation, getrieben durch Faktoren wie Lieferkettenstörungen, erhöhte Nachfrage nach der Pandemie und geopolitische Unsicherheiten, stellt eine Herausforderung für Wirtschaftspolitiker, Unternehmen und Verbraucher dar. Die Erfahrungen aus der jüngsten Inflationsperiode verdeutlichen einmal mehr die Wichtigkeit einer sorgfältigen geldpolitischen Steuerung durch Zentralbanken, um sowohl der Inflation als auch der Deflation entgegenzuwirken. Die Europäische Zentralbank (EZB) und andere Zentralbanken haben in Reaktion auf diese Entwicklungen Maßnahmen ergriffen, um die Inflation zu moderieren und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum zu unterstützen. Diese aktuellen Ereignisse unterstreichen die Bedeutung eines ausgewogenen Inflationsziels, das wirtschaftliche Stabilität fördert, ohne die Gefahren einer Deflation zu ignorieren. Sie zeigen auch, dass die Lektionen aus historischen Deflations- und Inflationsperioden weiterhin relevant sind, um heutige wirtschaftliche Herausforderungen zu navigieren.