14. November 2023 • 7 Min. Lesezeit

Zinscap

Ein Zinscap macht eine Deckelung der Zinsen bei variablen Krediten möglich. Man könnte es als Versicherung gegen zu hohe Zinssätze bezeichnen. Wir erklären, wann ein Zinscap Sinn macht und mit welchen Kosten du dabei rechnen musst.

Zinscap

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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zinscap wirkt bei variablen Finanzierungen wie eine eingezogene Zinsobergrenze.
  • Die Prämie, die direkt bei Abschluss fällig wird, liegt bei 4 % – 6 % des Kreditbetrags.
  • Beim Zinscap übernimmt die Bank die Differenz zwischen dem aktuellen Zinssatz und der vom Kreditnehmer gewählten Obergrenze, sofern der Zinssatz höher ist als die Obergrenze.
  • Von möglichen niedrigeren Zinssätzen profitiert der Kreditnehmer dennoch.

 

Was ist ein Zinscap?

Der Zinscap kann mit Abschluss eines Finanzierungsvertrags mit gekauft werden. Dabei zahlt der Kreditnehmer eine Prämie, um sicherzustellen, dass die Kreditzinsen ab einer vorab definierten Höhe rückerstattet werden.

Diese „Versicherung“ erstattet (nachträglich) die Zinsen, die über die Deckelung hinausgehen. Wenn also der Kreditnehmer einen Zinscap bei 2 % kauft und die Zinsen steigen auf 3,5 %, werden ihm die 1,5 % über dem Zinscap nach Ablauf der vereinbarten Periode (drei, sechs oder zwölf Monate) refundiert.

Dabei wird ein Zinscap immer für einen definierten Euro-Betrag gekauft. Möchte man also beispielsweise eine Finanzierung für € 200.000,- absichern, kauft man einen Zinscap mit selber Höhe. Die Differenz der Zinsen entspricht dann genau der erhöhten Rate.

Was etwas kompliziert klingt, ist also eine Art Fixzinskredit, mit dem Unterschied, dass die monatliche Rate zuerst bezahlt wird und die Differenz etwas später rückgezahlt wird.

Unterschiedliche Arten von Zinscaps

Je nach Finanzierungsart unterscheiden sich auch die möglichen Zinscaps. Die meisten Hypothekarkredite werden auf Annuitätenbasis abgeschlossen. Sprich: Die monatlichen Raten sind immer gleich hoch. Allerdings besteht die Rate am Anfang der Laufzeit hauptsächlich aus Zinsen, später werden diese mit verbleibendem Restbetrag immer geringer.

Andere Kreditformen sind tilgungsfreie Kredite, bei denen sich die Zinsen die gesamte Laufzeit über von derselben Kredithöhe errechnen und somit nicht konstant abnehmen. Auch dafür gibt es ein eigenes Produkt.

Drei Arten von Zinscaps:

  • Tilgend oder Teiltilgend
    Bei einem tilgenden oder teiltilgenden Zinscap wird der abgesicherte Betrag konstant weniger. Das macht Sinn bei Finanzierungen mit laufender Tilgung.
  • Endfällig
    Das Pendant zur tilgungsfreien Finanzierung ist der endfällige Zinscap. Hier bleibt der versicherte Betrag über die Laufzeit hinweg gleich hoch. Dies ist die teuerste Variante.
  • Forward Start
    Bei einem Forward Start ist der Zinscap-Beginn nicht zeitgleich mit Vertragsabschluss. Der Zinscap beginnt erst mit einem festgelegten Zeitpunkt. Diese Strategie macht Sinn, wenn keine baldige Erhöhung der Zinsen erwartet wird.

Was kostet der Zinscap?

Die Zinsabsicherung einer Finanzierung kostet einiges. Daher ist es ratsam, sich gut zu überlegen, ob es sinnvoll ist, sich einen Zinscap zu kaufen. Die Kosten liegen zwischen 4 % und 6 % der gesamten Kreditsumme. Für niedrige Konsumkredite ist der Kauf eines Zinscaps nicht empfehlenswert. Für Kredite unter € 50.000,- und mit kurzer Laufzeit ist eine Zinsobergrenze kein Thema. Klar ist auch, dass nur Kredite mit variabler Verzinsung vom Zinscap profitieren. Ein Fixzinskredit braucht keine Obergrenze, da sich die Zinsen ohnehin nicht mit Steigen oder Fallen des Euribor verändern.

Wie berechnet sich der Zinscap?

Bei Kauf eines Zinscaps ist eine sofortige Prämie fällig. Sie schwankt in der Regel im Bereich von 4 bis 6 % der Finanzierungssumme. Auf die tatsächliche Höhe der Prämie haben folgende Faktoren Einfluss:

  • Finanzierungsvolumen
  • Zinshöhe, ab der der Zinscap greifen soll
  • Laufzeit des Zinscap
  • Höhe des EURIBOR
  • Länge der Zinscap-Periode (drei, sechs oder zwölf Monate)
  • Caprate

Was wird beim Zinscap übernommen?

Der Zinscap mag sich in der Theorie komplex anhören. Wir zeigen dir anhand eines vereinfachten Rechenbeispiels, wie er in der Praxis funktioniert.

  • Finanzierungsbetrag: € 250.000,-
  • Startzinsen: 1,5 %
  • Zinscap: 2,5 %
  • Zinscap-Kosten: 4,3 % des Finanzierungsbetrags

Die Prämie für den Zinscap beträgt € 11.000,-. Diese ist bereits bei Vertragsunterschrift fällig.

Die Zinsen steigen während der Laufzeit auf 3 %.

Die Differenz zwischen Zinsobergrenze und aktuellem Zinssatz liegt also bei 0,5 %.

Der rückvergütete Betrag errechnet sich wie folgt:
0,5 % von € 250.000 = € 1.250 pro Jahr (p.a.)
Somit ist es mit der Annahme, dass der Kreditbetrag über die Laufzeit hinweg gleich bleibt, leicht zu errechnen, ob der Kauf eines Zinscaps sinnvoll ist. In einem Szenario, in dem der Leitzins für mindestens 9 Jahre bleibt bei mindestens 3 % bleibt, hat sich der Kauf gelohnt. Steigen die Zinsen noch höher, ist der Gewinn dementsprechend größer.

Was ist besser? Fixzins oder Zinscap?

Die Antwort auf diese Frage hängt sehr stark vom erwarteten Szenario ab.

Wir belassen die Eckdaten wie im vorigen Rechenbeispiel und gehen wieder von einem Zinsanstieg auf 3 % aus. Diese Situation ist insofern nicht realistisch, weil Zinsen schwanken, also sowohl steigen als auch fallen. Für das Rechenbeispiel ermöglicht uns die Annahme jedoch einen leicht berechenbaren Vergleich.

Variabler Kredit als Basis zur Berechnung:

  • 0,96 % effektiver Jahreszins
  • monatliche Rate: € 799,64
  • monatliche Rate bei 3 %: € 1.074,- (Gesamte Rückzahlung: € 386.640,-)

Fixzinskredit mit 30 Jahren Laufzeit:

  • 2,24 % effektiver Jahreszins
  • monatliche Rate: € 962,- (Gesamte Rückzahlung: € 346.320,-)
  • Ersparnis zum variablen Kredit bei 3 % gesamt: € 40.320,-

Zinscap für 2,5 %:

  • Rückzahlungen vom Zinscap: € 1.250,- x 30 Jahre = € 37.500,-
  • Abzüglich der Ausgaben für den Zinscap: € 26.500,-

 

In unserem fiktiven Rechenbeispiel erhalten wir also den größeren Ratenvorteil im Fixzinskredit. Das resultiert vor allem in dem niedrig angenommenen Angebot. Wiederum steigen die Kosten für den Zinscap, wenn die Zinsen steigen.  Leider können selbst die besten Finanzexperten nicht in die Zukunft sehen. Daher ist und bleibt es eine Geschmacksfrage, ob man sich im Einzelfall für einen Zinscap oder einen Fixzinskredit entscheidet.

Würde in unserem Szenario der Zinssatz nicht stabil bleiben sondern wieder unter den Fixzinssatz sinken, wäre der Zinscap Kunde eher im Vorteil. Die Entscheidung hängt also sehr stark von der persönlichen Einschätzung der Zinsen in der Zukunft ab.

Vor- und Nachteile des Zinscaps

Wer von den Vorteilen einer variablen Verzinsung profitieren möchte, jedoch nicht viel Spielraum in seinem Budget für Zinssteigerungen hat, ist mit der Absicherung durch den Zinscap gut beraten. Sinkt der EURIBOR, sinken auch die variablen Zinsen. Vor einer Erhöhung über einen gewissen Wert ist man jedoch geschützt.

Vorteile Zinscap

  • Gute Kalkulierbarkeit. Der Zinscap beugt bösen Überraschungen vor.
  • Man bleibt völlig unversehrt von der Zinsentwicklung über eine gewisse Obergrenze hinaus.
  • Gegenüber dem Fixzins hat der Zinscap den Vorteil, dass man von günstigen variablen Zinsen profitieren kann.
  • Die Bank deckt die Zinsen, die über die Deckelung hinaus steigen.
  • Die Zinsobergrenze kann selbst festgelegt werden. Das hilft beim Planen – gerade bei knappen Monatsbudgets.

Nachteile

  • Diese Art der Absicherung ist teuer.
  • Je niedriger die Deckelung und je länger die gewünschte Laufzeit, desto teurer wird der Zinscap.
  • Die Prämie wird sofort mit Kreditabschluss fällig.
  • Das Risiko, dass die Zinsen nicht über den Cap hinaus steigen, besteht. In diesem Fall ist das Geld verloren. Eine andere Gegenleistung ist nicht vorgesehen.

Zinscap – sinnvoll oder nicht

Es hängt stark vom eigenen Sicherheitsbedürfnis und dem monatlichen Haushaltseinkommen ab, ob ein Zinscap sinnvoll ist oder nicht. Jedenfalls dient er zur Absicherung hoher Kreditsummen mit langer Laufzeit und ist ausschließlich für variable Finanzierungen konzipiert. Der Zinscap ist eine gekaufte Zinsobergrenze, die zwischen 4 % und 6 % der Finanzierungssumme kostet.

Die Prämie ist direkt bei Abschluss fällig. Es gibt tilgende, endfällige oder forward start Alternativen, je nachdem wann und in welcher Höhe die Zinsen gedeckelt werden sollen. Die Zinsobergrenze kann sich der Kreditnehmer selbst aussuchen. Wenn die Kreditzinsen über die gewählte Obergrenze steigen, wird dem Kreditnehmer die Differenz nach Ablauf der Periode refundiert.

Grundlegend wird ein Kreditnehmer, der selbst gerne an der Börse spekuliert, eher zum Zinscap tendieren, als ein Kunde, der ein großes Sicherheitsbedürfnis hat. Dieser wird eher zum Fixzinskredit greifen.

Häufig gestellte Fragen

Wie funktioniert ein Zinscap?

Ein Zinscap wird für eine bestimmte Zinsobergrenze gekauft, etwa 3 %. Sobald der Zinssatz über diese 3 % steigt, zahlt der Zinscap die Differenz aus. Kurz: Man bezahlt zwar die Rate, auch über die Zinscapgrenze hinaus, erhält im Nachhinein aber die Differenz zurückgezahlt. Dabei wird als Grundlage jene Summe, für die der Zinscap gekauft wurde, herangezogen. So kann man die gesamte Finanzierung oder auch nur einen Teil dessen absichern.

Was kostet ein Zinscap?

Das liegt immer am aktuellen Kurs, der Laufzeit des Zinscaps und der Summe, die abgesichert werden soll. Im Schnitt liegen die Kosten zwischen 4 % und 6 % der Finanzierungssumme.

Wie Zinssatz absichern?

Das Zinsänderungsrisiko kann mit Erwerb eines Zinscaps abgefangen werden. Der Kreditnehmer zahlt einen gewissen Betrag, dafür werden die Kreditzinsen ab einer bestimmten Höhe rückerstattet. Damit kann man sich vor einem extremen Zinsanstieg schützen.

Wie wirken sich steigende Zinsen auf Kredite aus?

Hat man einen Fixzinskredit abgeschlossen, können einem Zinssteigerungen in der Regel gleichgültig sein. Bei einer variablen Verzinsung bringen höhere Zinsen auch die monatlichen Raten zum Steigen. Sowohl Raten als auch Gesamtkosten des Kredits steigen exponentiell an.

Was versteht man unter Zinsänderungsrisiko?

Als Zinsänderungsrisiko bezeichnet man die Gefahr, dass sich Zinssätze im Rahmen einer laufenden (variablen) Finanzierung verändern. Das führt zu Veränderungen der Kreditraten sowie der Gesamtkosten des Kredits. Steigen die Zinsen wirkt sich das nachteilig auf den Kreditnehmer aus.

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